Dann gab es noch meinen Vater. Der kleine Oldřich, bei den Deutschen Ulrich genannt, kam mit seinen zehn Jahren sofort ins deutschsprachige Internat. Hier bekam er die deutsche Sprache mit einer derartigen Strenge und Präzision eingetrichtert, dass er sie bis heute exzellent anwenden kann. Ich behaupte sogar, seine Aussprache ist besser als meine. Immer-hin nutze ich im Gegensatz zu ihm die erwähnte Sprache täglich – und das seit 27 Jahren! Als er dann mit 14 Jahren die deutschsprachige Realschule beendete, durfte er auf Kosten des Staates eine Lehre am Flughafen beginnen. Sein Ziel war es, in einigen Jahren den Gesellenbrief als Flugzeugmechaniker in Händen zu halten.
Bis Februar 1944 verlief alles gut. Dann kam es zur verheerenden Strategieänderung. Der Sieg des Deutschen Reiches war gar nicht mehr sicher, und an allen Fronten herrschten katastrophale Zustände. Ab sofort waren sämtliche männliche Wesen, die eine Waffe gegen die vielen bösen „Feinde“ der Deutschen richten konnten, ein gefundenes Fressen. Blitzschnell wurden alle geeigneten Kandidaten zu Soldaten ausgebildet. Die Grünschnäbel landeten in Ausbildungslagern. Ab sofort fand der Unterricht nicht mehr an der Schulbank, sondern mit der Waffe auf dem Feld statt.
Die Truppen der Roten Armee rückten immer näher. Der 16-jährige deutsche Soldat Ulrich saß im April 1945, gemeinsam mit anderen Kindern, mit dem Schießgewehr in den zitternden Händen auf der Ladefläche eines Lasters. Die Reise ging ins Ungewisse. Sie waren auf der Flucht. Mein Vater reagierte – meiner Meinung nach – sehr klug. Bei der ersten Gelegenheit sprang er von dem Militärwagen herunter und verschwand im Kornfeld, wo auch sofort sein Gewehr landete. Später bestieg er einen anderen Laster und landete in einer Gruppe erfahrener deutscher Soldaten, die man „Fronťáci“ nannte und die den harten Kampf an der Front bereits hinter sich hatten. Sie wichen geschickt der rachsüchtigen Sowjetischen Armee aus und flüchteten sich in die Sicherheit eines amerikanischen Gefangenenlagers.
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